Schulaufbau in Sierra Leone
Das Institut für Betonbau (IfB) der HTWK Leipzig unterstützte 2013/14 die Umsetzung eines Bauprojekts in Sierra Leone in Westafrika. Gemeinsam mit demLeipziger Verein Forikolo e.V. wurde durch den Neubau einer Grundschule die Basis gelegt, Kindern und Jugendlichen ein Leben mit persönlicher Freiheit, Chancengleichheit und Selbstbewusstsein zu ermöglichen. Dr.-Ing. (FH) Alexander Kahnt und Dipl.-Ing. (FH) Adrian Heller planten und begleiteten das Projekt fachlich.
Schulplanung für Masulaimani
Folgende Punkte waren für ein nachhaltiges Bauen während der Umsetzung des Projektes von zentraler Bedeutung:
- Klimagerechte Planung der Gebäudekubatur und der eingesetzten Baustoffe
- Senken des Materialverbrauchs durch Optimierung der verwendeten Betonmischung sowie einen statischen Nachweis des Tragwerks
- Raumprogramm nach UN-Vorgaben, um das Schulgebäude im Katastrophenfall auch als Notunterkunft nutzbar zu machen
- Einbeziehung der regionalen Bauweisen und Arbeiter
- Nutzung des Modellprojekts für weitere Schulbauten in Sierra Leone
Klima in Sierra Leone
Die klimatischen Bedingungen in Sierra Leone beeinflussten die baulichen Konsequenzen, da die Temperaturen über das Jahr verteilt gleichbleibend hoch und die Jahrestemperaturschwankungen dementsprechend gering sind. Die Tag-Nacht-Schwankungen sind jedoch sehr hoch, weshalb möglichst schwere Baumaterialen (wie Beton) mit wirksamer Speichermasse eingesetzt werden mussten. Die niedrigen Nachttemperaturen können diese schweren Materialien dann über Nacht abkühlen. Durch das Speichern dieser Temperatur bis in den nächsten Tag können Temperaturspitzen abgeschwächt werden.
Der Niederschlag in Sierra Leone konzentriert sich auf die Sommermonate, wobei allein im Juli mehr Niederschlag als in Deutschland über das ganze Jahr fällt. Als bauliche Konsequenz wurden große Dachüberstände als Schutz gegen Starkregen sowie eine Aufständerung des Gebäudes zum Schutz vor häufigen Überschwemmungen (Sicherung der Räume als Notunterkunft) umgesetzt.
Feierliche Übergabe
Das Modell der geplanten Grundschule wurde von Dipl.-Designerin Beatrix Krause und Otto Grauer (M. Sc.) erstellt und durch Prof. Klaus Holschemacher (IfB) und Rüdiger Steinke (genialsozial) feierlich an Adrienne Krappidel vom Verein Forikolo e.V. übergeben. Das Projekt wurde durch gesammelte Spendengelder des Programms genialsozial finanziert.
Mehr Informationen zum Forikolo e.V.
Der in Leipzig ansässige Verein Forikolo hat bereits sechs Grundschulen und zwei weiterführende Schulen in Sierra Leone realisiert. Die geplante Schule in Masulaimani wird als neunter Schulbau von Forikolo e. V. umgesetzt. Genialsozial ist ein Programm der Sächsischen Jugendstiftung, die sächsische Entwicklungshilfeinitiativen unterstützt.
Forikolo e.V. Leipzig Masulaimani liegt im Nordwesten von Sierra Leone.
Der Zugang zu einer Schulbildung zählt zu den größten Herausforderungen ländlicher Entwicklung. In diesen Gebieten investiert die Regierung kaum bis gar nicht in die Verbesserung der Infrastruktur. Das Fehlen von Schulen führt vor allem dazu, dass die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung weder ihre eigene Sprache lesen und schreiben kann, noch die Amtssprache Englisch beherrscht.
Ohne Grundschulbildung haben die Kinder keine Chance auf den Besuch einer weiterführenden Schule oder auf einen Ausbildungsplatz. Der Besuch einer Hochschule wiederum ist an den Abschluss einer weiterführenden Schule gebunden. Bisher gibt es in dem Gebiet keine Grundschule. Falls es sich die Eltern überhaupt leisten können, müssen die Kinder meist in ein weit entferntes Dorf oder eine Stadt ziehen und sind somit von den Eltern und ihren bisherigen Freunden getrennt.
Des Weiteren kommt es nicht selten vor, dass die Kinder in den Gastfamilien im Gegenzug für die Aufnahme arbeiten müssen. Durch den Bau einer Grundschule vor Ort, würden alle diese Probleme entfallen. Die Kinder und Jugendliche aus dem Dorf Masulaimani sowie den umliegenden Dörfern könnten ihre Bildung erweitern und müssten ihre Elternhäuser und ihren Freundeskreis nicht verlassen. Durch die Nähe zu der ebenfalls durch den Forikolo e.V. errichteten und von genialsozial 2010 unterstützten, weiterführenden Schule in Musaya könnten die Kinder zudem ihre Schullaufbahn in unmittelbarer Nähe weiterführen. Innerhalb der Zielgruppe soll ausdrücklich der Zugang von Mädchen in gleicher Weise gefördert werden, wie der von Jungen. Ca. 300 Kinder hätten durch das Projekt die Möglichkeit eine Grundschule zu besuchen.
Durch den Ausbruch von Ebola Ende 2013 in vielen Ländern Westafrikas, wurde der Grundschulbau im Projektgebiet in Sierra Leone unterbrochen. Im Sommer 2015 konnten die Bauarbeiten wieder aufgenommen und fortgesetzt werden.
offizielle Webseite von Forikolo e.V.
offizielle Webseite von genialsozial
Quelle: Forikolo e.V., genialsozial